Budapest
Über 1,7 Millionen Menschen leben in Budapest, der neuntgrößten Stadt der Europäischen Union. Doch so richtig viel weiß ich nicht über die Stadt, als ich mich auf den Weg zu einem Kurzbesuch mache. Eigentlich eher richtig wenig.
Dabei ist die Geschichte Ungarns und seiner Hauptstadt bewegt. Königreich → Mongolensturm → Besetzung durch die Türken → Besetzung durch die Habsburger → Revolution → Österreich-Ungarn → Demokratische Republik → Räterepublik → Faschistische Diktatur → Kriegsende → Volksaufstand → Sozialismus → Friedliche Revolution → Republik → Europäische Union. Und höchstwahrscheinlich ist diese Liste auch noch unvollständig. Ein guter Grund mehr, sich ein mal dort umzusehen.
Fassaden und Details
Man sieht Budapest die historische und geografische Nähe zu Wien deutlich an. Es sind nicht nur die Fassaden einer Großstadt, es sind die Fassaden einer Weltstadt der Geschichte, die es hier zu tausenden gibt.
Doch Budapest zerfällt. Jene Geschichte in Form von Jugendstilstuck bröckelt ganz massiv, Jahrzehnte nach dem Zeitpunkt, zu dem eigentlich hätte saniert werden müssen. Doch dazu fehlt das Geld, den Bürgern wie dem Staat. Was um so tragischer ist, denn bei dieser Lage und dieser eigentlich vorhandenen Bausubstanz hätte Budapest das Zeug, eine der schönsten Städte der Welt zu sein. Allein es fehlen die Milliarden. Das Ergebnis: oft trostlos bis ernüchternd.
Sehenswürdigkeiten
Parlament, Burgberg, Matthiaskirche, Fischerbastei, Heldenplatz: An Sehenswürdigkeiten besteht wie erwartet auch in Budapest kein Mangel. Aber es gibt einen Punkt, der wirklich unverzichtbar ist: Ein Badbesuch.
Mit den Türken kam die Badekultur nach Ungarn. Doch sogar schon die Römer nutzten die heißen Thermalquellen der Stadt und bis heute sind die Bäder Wahrzeichen Budapests. Aber Achtung: in der Regel wird nach Geschlechtern getrennt geschwommen, ein gemeinsamer Badeausflug kann so schnell schwierig werden. Und auch schwimmen ist genaugenommen falsch, eigentlich geht es wohl eher um die Entspannung im Thermalpool. Besonders zu empfehlen ist das Király Heilbad. Baubeginn: 1565!
Sonstiges
Unter den zahlreichen Möglichkeiten, sich mit der Geschichte Budapests zu beschäftigen sei mit Nachdruck auf das Terror Háza Múzeum, das Haus des Terrors hingewiesen.
Dort, in der Andrássy út 60, befand sich bis 1945 zunächst das Gefängnis der Pfeilkreuzerpartei, den Ungarischen Nationalsozialisten. Das politische System wechselte, aber zynischerweise blieb die Nutzung dieses Hauses dieselbe und es wurde bis 1956 zum Hauptquartier des kommunistischen Geheimdienstes. Zu beiden Zeiten wurde in den Kellern gefoltert und getötet. 2002 schließlich eröffnete an selber Stelle ein Museum zum Gedenken an die Opfer dieser sinnlosen Verbrechen.
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